Ich habe einen Hang dazu Dinge zu übetreiben. Vielleicht war mein letzter Tagebucheintrag wirklich etwas scharf vormuliert, allerdings finde ich Schärfe gut. Ich mag scharfes Essen. In der Kürze liegt die Würze. Oder esst ihr euren Kebab lieber mit allem aber ohne Schaf?
Ich gebs zu, manchmal ist der Dünnpfiff danach nicht gerade der angenehmste, aber es hat sich wenigstens gelohnt für einen kurzen Moment.
Wieso sollte ich nicht genau die Schärfe nutzen, die mir so oft zum Verhängnis wird, um einen geilen Text zu schreiben. Damit schade ich mir und meiner Gesundheit nicht. Und wem könnte ich damit überhaupt schaden, wenn nicht am Ende doch wieder mir selber?
Andererseits, wenn du ungeduscht und ohne Zähne geputzt zu haben 40 Minuten zu spät in der Arbeit erscheinst, dann muss der Schaden schon so groß sein, dann ist es auch schon wurscht, wenn du am Ende einen Shitstorm erntest für deine Loorbeeren. Immerhin verdien ich mit dem Schreiben ja nicht meinen Unterhalt. Wenn also das Schiff mit wehenden Fahnen untergeht, dann doch eher alleine. So wie ich generell ziemlich alleine bin mit dem Verständnis für mich und meine manisch-depressive Persönlichkeit. Ich trenne die zwei bewusst unterbewusst, weil es mir seit meiner Kindheit so suggeriert wurde. Angefangen bei meiner Mutter, die man als „anders“ dargestellt hat, über meine Jugend, die geprägt war von Exzessen, aufgrund dieses Unverständnisses, bis heute, an dem Tag, an dem ich meine Mundhygiene bekomme.
Und niemand versteht, dass das für mich ein Zeichen ist. Ich sehe nämlich überall Zeichen und Hinweise auf irgendetwas. Das kann eine schlichte Bemerkung sein oder eine Zahl, fühlt sich für mich jedes Mal wie ein Wink mit dem Zaunpfahl an. Nur hat der Zaunpfahl sieben Schilder und du musst dich entscheiden. Posten oder nicht posten. Nachgeben oder standhaft bleiben. Dazu stehen oder eine Kehrtwende machen. Darüber reden oder es Stillschweigen. Ich entscheide mich in diesem Fall doch und sage Ja. Leben und leben lassen. Nur Giovanni, mein Hund, ist tot.
von Spitzerougeundeineknarre