“Bildung ist in Österreich eine riesige Baustelle”

Land der vererbten Bildung: In ihrer Installation am Karlsplatz zeigten die Künstler Philip Petrac, Philip Kaloumenos, Mark Napadenski und Maximilian Seper weshalb das österreichische Bildungssystem stark sozial selektiv ist. Im Interview mit 0816 sprachen die Studierenden auch über ihre Plattform UNS REICHT’S, das neue Universitätsgesetz und die Verschlechterungen im Bildungssystem durch die Coronakrise.

Wie sieht eure Installation aus? Um was geht es darin?

Philip Petrac: Wir haben die Visualisierung einer Statistik aus Plexiglasscheiben und PVC-Seilen konzipiert, ein räumliches Diagramm, das den statistischen Bildungsweg von Menschen in Österreich nach Bildungshintergrund der Eltern darstellt. Menschen, deren Eltern nur einen Pflichtschulabschluss haben, haben nur zu sieben Prozent die Wahrscheinlichkeit, selbst ein Hochschulstudium abzuschließen. Kinder von Akademiker*innen können umgekehrt für gewöhnlich einfach durch die Bildungsmaschinerie durchsausen und selbst wieder Akademiker*innen werden. 

Mark: Die Installation ist in vier Paneelen gestaffelt. Ganz oben sind eben die Akademiker*innen-Kinder, dann staffelt sich’s weiter runter bis in diesen vier Paneelen ganz unten die Arbeiterkinder zu sehen sind. Da sieht man eine ganz krasse Abstufung.

Land der vererbten Bildung – die Kunstinstallation am Karlsplatz zeigt:
Österreichs Bildungssystem ist stark sozial selektiv (c) philippetrac

Philip Kaloumenos: Es ging darum, diese Statistik greifbar zu machen. Es war uns sehr wichtig, diese Statistik möglichst naturgetreu zu kommunizieren, aber so, dass man sehr schnell versteht, was dahinter steckt. Deswegen haben wir diese Art der Darstellung mit den Fäden gewählt. Ich finde, was auch noch dazu kommt, ist dieses Chaotische in den Fäden. Weil es so viele Hintergründe hat, haben wir eben diese Form der Schnurverlegung gewählt, um zu symbolisieren, dass das ganze sehr vielschichtig ist und dass man das ganze nicht auf ein paar Gründe reduzieren kann. Es hat sowohl soziale als auch kulturelle Verstrickungen.

Woher habt ihr die Statistik?

Philip Petrac: Von der OECD, die machen jedes Jahr eine Erhebung im gesamten OECD- Raum, sie heißt Bildung auf einen Blick. Darin wurde untersucht, wie sich der Bildungshintergrund der Eltern auf die Kinder auswirkt. Da ist Österreich letztklassig unterwegs. Bei der Akademiker*innen-Quote sind wir Schlusslicht. Man merkt, Bildung ist in Österreich eine riesige Baustelle, wo Fakten einfach ignoriert werden.

Zwischenfrage: Ist Österreich titelgeil?

Mark: Ich hab’ mit einem ehemaligen Professor mal darüber gesprochen, woher das kommt mit der Titelgeilheit. Das hat sicher mit der Monarchie zu tun und das Österreich immer noch sehr hierarchisch strukturiert ist. Man merkt das auch an den Universitäten, deshalb denk ich, dass der Titel einfach noch immer einen sehr hohen Status hat. Das fällt aber durch Bologna weg. Indem man quasi nicht mehr mit dem Master angesprochen wird, was der Magister gewesen wäre, bricht sich das glaube ich auch sukzessive auf. Dennoch ist der Doktor*innen- und der Professor*innen-Status sehr von Bedeutung in Österreich im Alltag.

„Es wird halt eben die Leute treffen, die neben dem Studium 40 Stunden arbeiten müssen, damit sie überhaupt daran denken können, zu studieren oder Betreuungspflichten haben. Das geht sich dann nicht aus und die wohlhabenden geförderten Akademiker*innen-Kinder wird das wenig interessieren, weil die müssen eh nicht arbeiten.“

Philip Petrac: Was nicht bedeutet, gut sieben Prozent Arbeiter*innenkinder können ja noch die Hochschule machen, aber es ist halt nicht so, dass sieben Prozent absolut keine Hürden haben bis dahin. Es liegt ja trotzdem ein enormer Druck auf denen, sie müssen im Schnitt viel früher einer Erwerbstätigkeit nachgehen als wohlhabende Akademiker*innenkinder. Das schafft ja auch Probleme beim Studienverlauf. Und jetzt kommt das neue Universitätsgesetz raus und sieht wieder vor, dass wenn du nicht jedes Jahr deine Leistung erbringst, fliegst du raus und bist lebenslang gesperrt. Es wird halt eben die Leute treffen, die neben dem Studium 40 Stunden arbeiten müssen, damit sie überhaupt daran denken können, zu studieren oder Betreuungspflichten haben. Das geht sich dann nicht aus und die wohlhabenden geförderten Akademiker*innen-Kinder wird das wenig interessieren, weil die müssen eh nicht arbeiten.

Wie ist eure Plattform UNS REICHT’S entstanden?

Philip Kaloumenos: Unsere Plattform UNS REICHT’S als Organisation dient als Anlaufstelle für generell hochschulpolitische Themen. Die Plattform hat sich vor circa einem Jahr im Zuge einer bzw. zwei Besetzungen auf der TU Wien gegründet. Am Anfang haben wir mit einer Besetzung im Hauptgebäude der TU Wien gestartet, wo es um den akuten Platzmangel auf unseren Unis ging. Daraus hat sich dann ein Zusammenschluss aus verschiedenen Studierenden unterschiedlicher Unis gegründet, die gesagt haben, okay dieses Raumproblem ist nur ein Symptom einer generell verfehlten Hochschulpolitik. Daraus hat sich dieses Bündnis gebildet, bei dem wir dann im Dezember letztes Jahr den Festsaal besetzt haben, wo es im Zuge der Koalitionsverhandlungen der Regierung darum ging, dass man ein faires, gerechtes und soziales Hochschulsystem fordert. Das wurde niedergeschlagen. Aber wie gesagt, der Protest lebt weiter, wir versuchen jetzt unsere Arme in alle Richtungen auszustrecken, etwa mit verschiedenen Kunstinstallationen. Wir haben im Zuge des UGS (Universitätsgesetzes) auch neue Aktionen geplant.

Das ausgestellte, räumliche Diagramm stellt den statistischen Bildungsweg nach Bildungshintergrund der Eltern dar und visualisiert die massive Ungleichverteilung von Bildungschancen in Österreich. (c) philippetrac

Mark: Es soll eine Plattform für linke Bildungspolitik sein. Ganz am Anfang, als wir uns gegründet haben, war das Thema auch oft die Diskussion mit anderen Gruppen, die haben immer davon berichtet, dass es teilweise relativ schwierig ist, über seine eigenen Grenzen mit den Organisationen, mit denen man eh schon kooperiert, neue Bündnisse zu schaffen. Vor allem in der Linken, weil es da unterschiedliche ideologische Einstellungen gibt. Grundsätzlich ist ja so, dass die meisten linken Gruppierungen im Bereich der Bildungspolitik mehr oder weniger das gleiche wollen. Da haben wir uns überlegt, hier eine Plattform zu schaffen, auf der man  konstruktiv gemeinsam arbeiten kann, was den Bereich Bildung betrifft. Wir sagen uns reichts – uns allen reichts.

„Wir sagen uns reichts – uns allen reichts.“

Philip Petrac: Da sind wir auch versucht, irgendwie so bisschen aus diesem reinen Straßenprotest herauszubrechen. Aktionismus kann über Kunst passieren, kann über Informationsbildung passieren, im Internet, kann eben über eine Festsaal-Besetzung passieren, über Musik-Events, oder mit einer Installation im öffentlichen Raum, so wie wir das im Sommer auch am Karlsplatz gemacht haben. Es gibt viele verschiedene Arten, um Menschen zu erreichen und ein Bewusstsein zu schaffen. Das ist das Witzige, dass man versucht, möglichst out-of-the-box zu denken und Dinge kombiniert, Kunst, Straßenprotest.

Wie wird Bildung in Österreich vererbt?

Philip Petrac: Im Endeffekt ist es ein riesiger Haufen an verschiedenen Faktoren – die soziale Schicht, der finanzielle Hintergrund, der Bildungshintergrund und das Bildungssystem an sich. Vor allem das schulische Bildungssystem, das einfach stark selektiv ist und an Punkten selektiert, die viel zu früh sind, also man 10-jährige Kinder, die noch absolut nicht wissen, was sie in ihrem Leben machen werden, bereits ganz krass in Kategorien steckt, die den gesamten Lebensweg dann mitbestimmen werden. Dann kommen Dinge wie Herkunft und Geschlecht natürlich alle noch oben drauf. Aber ich glaube, das Grundübel liegt bei uns im Schulsystem und in weiterer Folge dann natürlich auch am Hochschulsystem, wo jetzt sukzessive Hürden aufgebaut werden mit Zugangsbeschränkungen, Gebühren, Leistungsverpflichtungen.

Da sind die Mediziner ein gutes Beispiel. Bis zum Jahr 2006 war die soziale Durchmischung im Medizinstudium eine wesentlich bessere. Dann wurden diese Zugangsbeschränkungen eingeführt und die Anzahl der Akademiker*innen-Kinder ist von einem Drittel auf weit über 50 Prozent hochgeschossen. Der Fakt, dass es da jetzt diese Hürde gibt mit vorbereitenden Kursen, in denen die Leute sich irgendwie mit teuren Büchern monatelang vorbereiten, das geht auch nebenbei nicht, das schafft schon eine komplett andere Durchmischung.

Mark: Oder: Wie viele Leute brauchen Nachhilfe und können es sich nicht leisten, und das Schulsystem verlangt diese Leistung. Aber da is irgendwie so eine große Schieflage im Bildungssystem im Allgemeinen.

Philip Kaloumenos: Das beginnt halt schon bei einem Angebot einer Ganztagesschule, also da müsste man halt wirklich schon sehr früh ansetzen, vielleicht auch schon im Kindergarten einfach auch viel mehr auf die individuellen Fähigkeiten eingehen und da auch ein modulares System einführen.

Es gibt ja schon ein paar alternative Schulen, Montessori und Waldorf z.B.

Mark: Die aber auch meistens wieder privat sind, das muss man sich auch leisten können.

(Wie) verschlechtert sich die Situation des Bildungssystems durch Corona?

Philip Petrac: Definitiv, weil ja viele wieder diese ungleichen Ressourcen aufgrund ihres Elternhauses haben, aus finanziellen Gründen haben oder nicht haben. Das kommt jetzt ganz stark zum Ausdruck. Wenn man liest, dass tausende Schüler*innen einfach nicht erreicht wurden während dem Lockdown, weil Eltern sich nicht darum kümmern können, weil sie keine digitalen Endgeräte zur Verfügung haben, weil sie dann nicht einmal die innerschulische Nachhilfe und Förderung erhalten können und die Eltern das nicht bieten können. Das wird glaub ich noch lange Nachwehen haben, einfach auch weil da viel zu wenig darauf geachtet wurde, wie können wir auch während Corona alle Kinder entsprechend abholen und ungleich ihres Hintergrunds alle fördern. An der Uni ist es natürlich genauso.

Ich persönlich habe auch meinen Job verloren gleich mit dem Lockdown und viele andere Studierende auch, denen leider nicht geholfen wurde und die jetzt trotzdem ihre Studiengebühren zahlen müssen und die trotzdem ihre Leistung erbringen mussten. Dann stellen sich die Rektorant*innen vor die Medien und sagen, die Leute nicht zu den Prüfungen tragen und Studierende die einfach nur ihre ECTS nicht machen sind faul. Es fehlt da auch einfach an einem Bewusstsein, dass da recht vieles im Argen liegt, was die soziale Situation von Studierenden und Schüler*innen betrifft.

Kinder von Arbeiter*innen haben nur zu sieben Prozent die Möglichkeit, ein Hochschulstudium abzuschließen. Kinder von Akademiker*innen hingegen zu 57 Prozent. (c) philippetrac

Mark: Man sieht, dass das Interesse von so vielen Studierenden da wäre, so viel mehr für die Uni machen zu wollen und sich dem wirklich zu widmen. Aber sobald man wieder arbeiten gehen kann, sind die Leute wirklich darauf angewiesen, arbeiten zu müssen und dann fehlt natürlich die Zeit und die Kapazität, das dann auch zu tun. Da merkt man, dass wenn die Leute nicht arbeiten gehen müssten, wären die Prüfungsleistungen viel höher. Ich weiß nicht, warum man da noch den Druck erhöht, anstatt ihn von den Schultern zu nehmen, wenn das belegt ist, dass das einen positiven Effekt hat.

Philip Petrac: Es geht darum, möglichst schnell einen Abschluss zu machen, möglichst schnell raus aus der Uni, weil du musst ja raus, du musst ja in die Wirtschaft. Da ist, finde ich, so ein Fehldenken da. Dabei wird’s gerade in Zukunft sehr viel darum gehen, dass du dich nicht auf einen einzigen Job vorbereiten kannst, dann geh‘ ich nach 60 Jahren in Pension, hab‘ einen Job gehabt, sondern man wird eben genau das brauchen, diese Kompetenzen, die man auf verschiedenen Ebenen anwenden kann und die fallen immer mehr weg an der Uni.

Philip Kaloumenos: Es ist ja eher ein fluider Prozess. Das Ideal wäre ja, dass man parallel auf der Uni die Zeit hat, arbeiten zu gehen. Es wäre das Optionale, wenn ich nebenbei arbeiten kann, mir parallel dazu ein Leben aufbauen kann, mir Wissen aneignen kann und dass ich dann wirklich quasi in die Wirtschaft hineingehe, je nachdem was ich machen will und das ist einfach dann nicht möglich.

Mark: Oder in der Forschung Fuß zu fassen, wenn man genug Zeit hat, sich dem zu widmen.

Philip Kaloumenos: Genau, weil ich bin ja eigentlich dazu gezwungen, einen Beruf anzunehmen, mit dem ich hauptsächlich über die Runden komme. Viele Studierende arbeiten in der Gastronomie und eben jetzt gerade wegen Corona ist halt das meiste weggefallen.

… und dass Studierende halt auch wenig verdienen. Du verdienst ja keine 2000 im Monat, du kannst froh sein, wenn du 1000 kriegst für 30 bis 40 Stunden Arbeit.

Philip Kaloumenos: Die meisten Studierenden sind in einem losen Arbeitsverhältnis angestellt, sei es geringfügig auf Werkvertragsbasis oder als freie Dienstnehmer.

Philip Petrac: Die Hälfte der Studierenden muss mit unter tausend Euro pro Monat auskommen, das steht in Sozialerhebungen, und die Armutsgrenze liegt bei 1200 Euro circa.

Mark: Es ist auch so, dass Studierende sich oft in prekären Arbeitsverhältnissen wiederfinden, weil sie nicht über eine gewisse Geringfügigkeitsgrenze verdienen dürfen wegen der Familienbeihilfe, trozdem viel mehr arbeiten und dann anders ausbezahlt werden. Viele Studierende leisten körperlich sehr sehr schwierige Arbeit, zum Beispiel in der Gastronomie.

Philip Petrac: Du fällst dann nicht ins soziale Netz, also ich hab auch geringfügig gearbeitet in der Gastronomie, ich konnte nicht in Kurzarbeit gehen, das gab’s für Geringfügige nicht und ich krieg auch kein Arbeitslosengeld. Es ist ein Bereich, der nicht einmal in den Medien angesprochen wird, bei Pressekonferenzen wird das nie erwähnt, also Studierende und ihre Lebensrealität, das wird absolut nicht berücksichtigt. Man merkt’s jetzt, wie sehr und wie auch die Wut da ist.

Mark: Also das muss man sich mal überlegen, wenn man geringfügig arbeitet, also 460€ im Monat als Kellnerin verdient, und dann sagen wir 200€ bekommt als Trinkgeld, dann hat man circa 700 € zur Verfügung, und dann ist man für kein Arbeitslosengeld berechtigt, für andere Leistungen berechtigt und steht mit Null da. Also von 700€ auf Null reduzieren, also das ist absurd, dass das geht, dass da keine Maßnahmen greifen, ist ein riesen Problem.

„Also wenn man da keine Eltern hat, die einen auffangen können, dann hat man einfach ein riesen Problem, letztlich haut’s einen dann auch aus dem Studium raus, wenn man sich anderweitig darum kümmern muss, dass man doch zu seinem Geld kommt.“

Dazu kommt dann noch die psychische Belastung, die man hat. Zukunftsängste. Dann rutscht man vielleicht in Depressionen rein und dann findet man sich in einer Situation wieder, in der man sich vor Corona nie hätte vorstellen können, zu sein vor einem halben Jahr. Es gibt wenig Hilfe. 

Tut Österreich genug für seine Studierenden?

Philip Petrac: Nein, und sie legen auch noch einen nach. 

Also sie gießen nochmal schön Öl ins Feuer.

Philip Kaloumenos: Ja. Das ist jetzt mit dieser neuen Gesetzesnovelle so. Das war jetzt so der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Also weil auch das Druck erhöhen eine psychische Belastung ist. 

Philip Petrac: Und um nochmal auf die Statistik zurückzukommen, in dieser Gesetzesnovelle ist es nicht so, dass man sich darüber Gedanken macht, wie können wir es schaffen, dass zumindest der Studieneinstieg erleichtert wird für Menschen, die keinen akademischen Hintergrund haben. Es wird alles komplett ignoriert, die Studierenden sind einfach nur faul und wollen das System ausnutzen. Der Herr Faßmann argumentiert, diese Mindestleistung wird eingeführt, damit Leute die drei oder vier Studien studieren, sich entscheiden, was sie denn jetzt wirklich studieren wollen. Der Witz dabei ist ja, dass in Österreich 1,8 Prozent der Studierenden mehr als zwei Studien belegen. Das betrifft fast niemanden. Das ist ein vorgeschobener Grund, es geht einfach nur darum, Hochschulstatistiken zu beschönigen.

Mark: Die Lage ist im Moment so, dass das Rektorat vorgibt, wir müssen die Studienzahlen erhöhen, weil daran sind gewisse Förderungen und Budgets geknüpft. Wie macht man das, dass Leute, die nicht zehn Prüfungen im Jahr schreiben, sondern nur vielleicht zwei, wegkommen, weil das gemessen an den Studierendenzahlen, nicht der output ist den wir wollen, also es geht rein um Zahlen, und nicht darum, in welchem Fortschritt das Studium ist oder was der Sinn eines Studiums im weiteren Sinne ist. Sondern wie viele schließen ab, wie lange haben sie gebraucht. Und nach diesen zwei Parametern wird der Erfolg der Unis gemessen. Und natürlich möchte die Universität erfolgreich sein. 

Philip Petrac: Man hat ja auch vor einigen Jahren die Uni-Finanzierung so umgestellt, dass die Unis eben nach diesen Kennzahlen bezahlt werden. Wie viele Absolvent*innen gibt es, wie viele Prüfungsaktive Studierende gibt es. Und jetzt auch grad bei Corona ist es so, dass die meisten Unis Strafe zahlen müssen ans Ministerium, weil die Zahlen eindeutig nicht gepasst haben das Semester. Das ist auch so hirnrissig, dass Geld weggenommen wird, dass man bitter benötigt. Diese Gesetzesänderung zielt genau auf diese Universitätsfinanzierung ab, die an sich schon komplett absurd ist. Weil Leute die nicht studieren, kosten auch nichts in der Theorie. 

Mark: Und man will sich ja vergleichen mit internationalen Universitäten. Es wird zu viel auf Zahlen geschaut, anstatt sich die Realität anzusehen.

Was haltet ihr vom neuen Universitätsgesetz betreffend den ECTS?

Philip Petrac: Es straft genau wieder die ab, die es absolut nicht benötigen können. Das ist ja auch nicht die einzige Neuerung, die in dem Gesetz drin steht. Es sind absurde Dinge wie die Anzahl von anzubietenden Prüfungen, die reduziert wird. Wenn man im ersten Jahr die STEOP nicht schafft, wird man komplett für sein Leben lang für das Studium gesperrt. Das Rektorat soll in den Studienkommissionen jetzt Mitsprache bekommen, das ist eines der wenigen Gremien, das demokratisch besetzt ist. Und auf einmal bekommt das Rektorat Mitsprache. Und das Rektorat ist direkt abhängig vom Ministerium. Das heißt die Politik zieht sich bis in den kleinsten Bereich. Die Uni wird immer weiter geschmälert und auf reines Abschlussmachen mit Druck reduziert. 

Über die Künstler*innen der Installation:

Philip Kaloumenos studiert Architektur, Philip Petrac studiert Architektur, Mark Napadenski studiert Kunstgeschichte. Sie sind Mitbegründer der Plattform UNS REICHT’S I #wiederbrennen.

Maximilian Seper studiert Bühnenbild an der Akademie der Bildenden Künste.

links nach rechts: Philip Petrac, Maximilian Seper, Mark Napadenski, Philip Kaloumenos

Über UNS REICHT’S:

UNS REICHT’S ist ein parteiloses und universitätsübergreifendes Kollektiv. Es setzt sich für eine soziale, gerechte und diskriminierungsfreie Hochschule ein.

Das 10-Punkte-Programm von UNS REICHT’S findet ihr hier:

Die Petition gegen das neue Universitätsgesetz kannst du hier unterzeichnen!

Weitere Infos findest du unter facebook.com/wiederbrennen, twitter.com/wiederbrennen und instagram.com/uns.reichts

Das Interview führte Marie Richlik.

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