Kreiml und Samurai über ihr neues Remix-Album Auf olle 4re, die Coronakrise und was sie echt org finden.
Was findet’s ihr echt org?
Samurai: Zoom Meetings
Kreiml: So einiges is’ eigentlich org, da weiß ma gar nicht wo man anfangen und aufhören soll. Das Naheliegendste ist eh die momentane Situation, dass wir uns über Zoom treffen müssen. Und uns nicht sonst wo treffen können. Aber es gibt genug orge Sachen und da könn’ ma zehn Zoom-Meetings machen, darüber, was org ist und werden nicht fertig.
Was findet ihr im Moment echt org außer Corona?
Kreiml: Es hängt ja alles zam mit Corona. Aber was außer Corona org ist, dass nichts anderes mehr thematisiert wird. Es ist org, das was abgeht in der Welt. Kriege zum Beispiel. Es wird auch viel verdrängt, weil Corona so org ist.
Samurai: Es passieren halt einfach Sachen die so oder so org sind. Manchmal geht ‘ma aufs Heisl und hat einen orgen Krapfen gelegt. Oder einfach nur, man hat noch immer eine orge Fetten.
Kreiml: Org ist ja nicht unbedingt negativ, org kann ja auch positiv sein. Um außerhalb des Corona-Kontextes zu sprechen. Morgen kommt ein Album raus von einem Hawara von uns, vom Kardinator, der auch auf unserem Label Honigdachs ist und das ist auch ein orges Album.
„Man hat noch immer eine orge Fetten.“
Samurai im Interview mit 0816
Könnte man sagen, org ist so eine Grundstimmung wie orsch?
Samurai: Org ist so wie org. Es ist alles irgendwie org.
Kreiml: Org ist flashig.
Samurai: Es muss gar nicht so dramatisch sein. Es ist nur so org.
Kreiml: Oder was einen überrascht, das ist org. Org kann dir halt kurz Zeit geben, wenn du’s noch nicht einordnen kannst, gibt dir das ganze einen Zeitüberbrückungsrahmen, um das ganze zu verarbeiten, ein Lückenfüller sozusagen.
Wie ist es zu eurem neuen Remix-Album Auf olle 4re gekommen, was hat auch dazu bewogen?
Samurai: Ich denke mal Corona. Man hat eh Zeit g’habt. Der Kreiml hatte die Idee und hat die Leute sozusagen gestresst. (lacht) Na, keine Ahnung. Kreiml, wie bist du auf die glorreiche Idee gekommen?
Kreiml: Es war keine orge Idee, wir haben halt dacht, wir machen ein Remix-Album. Und die Leute, die wir eh schon kannten, haben uns die Songs neu interpretiert mit ihrem Beat und für uns wars gmiatlich. Danke an der Stelle an die, dies gemacht haben. Brenk Sinatra hat das Album davor alleine produziert und da hat’s Sinn gemacht, sowas auch mal als Kontrast zu machen. So org war die Idee nicht.

Also spielts ihr das grad ein bisschen runter?
Samurai: Remixes sind immer was Feines. Aber es gibt nichts Aufregendes zu erzählen, wie es dazu gekommen ist. Das sind alles Hawara von uns die fette Beats machen. Das war ein natürlicher Prozess. Die orge Idee war, dass wir’s auf Tape machen. Da haben wir uns selbst übertroffen. In physischer Form gibt es das nur auf Kassette und das passt zum Mixtape-Spirit. Aber wer hat heutzutage noch einen Kasettenplayer?
Kreiml: Der Erfinder von der Kassette ist letztens gestorben.
Samurai: Der hat si’ umbracht, weil wir jetzt was auf Kassette haben.
Kreiml: Oder er hat sich ‘dacht, jetzt ist alles erreicht, jetzt kann man abtreten.
Welcher Remix gefällt euch persönlich am besten?
Samurai: Die sind alle geil. Für 4re in da Friah haben wir jetzt auch ein Video gemacht, weil uns das voll taugt. Es steht für sich. Es geht nicht immer ums Bewerten.
Kreiml: Ich find auch alle leiwand. Es ist auch von der Tagesverfassung oder Stimmung abhängig. Das Album Auf olle 4re ist kurz vor Corona rausgekommen, wo wir dann damit auf Tour waren, wo dann die Pandemie reingeknallt hat, in unsere Vorhaben. Wir haben daraufhin das Album remixen lassen.
Letztes Jahr ist eure Kurzarbeit EP rausgekommen. Ihr singt in Elefants Terribles „Scheiß Pandemie, scheiß Aprés Ski“. Wie denkt ihr über Corona? Hat sich was an eurer Meinung dazu geändert?
Kreiml: Corona war da, es war Stillstand von allem. Im Endeffekt hat man sich irgendwie beschäftigen müssen. Und min Digga Mindz und dem DRK und ist natürlich entstanden und relativ schnell. Wir haben alle vier Bock darauf gehabt, das zu machen. Der Song Elefants Terribles spricht explizit das Thema an. Ich würde ihn genauso schreiben. Es ist halt eher so instinktiv darauf losreimen, auf den Wahnsinn, der auf einmal da war.
„Corona zeigt voll auf, welche Schwächen das ganze System hat.“
Kreiml im Interview
Samurai: Der Scheiß Ischgler Oligarchen Style ist noch immer aktuell. Und auch wenn man über häusliche Gewalt singt. Durch Corona werden viele Probleme verstärkt. Wenn du in einer gewalttätigen Beziehung lebst, ist es durch Corona sicher ärger geworden. Und genau so, wenn du in einer 40 Quadratmeter Wohnung zu zehnt wohnst. Damals war halt allgemein die Stimmung eine andere. Da gabs diese sogenannten Querdenker und Schwurbler noch nicht in diesem Ausmaß. Das hat sich jetzt alles exponentiell gesteigert. Ein Song auf der EP heißt Echsenmensch, den gibt’s nicht in digitaler Form sondern nur auf Vinyl. Warum? Keine Ahnung, aber dazu gibt es bestimmt auch schon irgendwelche Verschwörungstheorien. Es geht halt mittlerweile oft in eine extreme Richtung, in eine völlig unreflektierte Richtung. Es gibt irgendwie nur mehr Schwarz oder Weiß und nix mehr dazwischen. Es kennt sich eh keiner mehr aus und ich kann durchaus verstehen wieso es einigen den Vogel aussehaut. Die psychische Gesundheit aller leidet darunter.
Kreiml: Jetzt mit einem Jahr Corona wird halt noch viel deutlicher, im Vergleich zum ersten Lockdown, wo der vorherrschende Mindset war, okay wir halten zusammen, wir sind alle im selben Boot, kann man ein Jahr später sagen, dass Corona voll aufzeigt, welche Schwächen das ganze System hat.
Kreiml und Samurai gehen ab September 2021 wieder auf Tour. Also, checkt’s die Termine und das orge Album auf Kassette hier!
Credits Foto Titelbild (c) Alex Dietrich