Wie ist es, wenn ein geliebter Mensch an Demenz erkrankt? Wieso müssen sich immer nur Frauen um ältere Menschen oder Kinder am Land kümmern? In ihrem Dokumentarfilm begibt sich die Regisseurin Isabella Friedl auf eine Reise in ihre Familiengeschichte und lernt dabei nicht nur ihre Großmutter und Mutter auf ein Neues wieder kennen, sondern setzt sich auch mit der Demenz ihrer Großmutter und veralteten Geschlechterrollen am Land auseinander.
„Ist diese Person noch hier, irgendwo, im Verborgenen?“, stellt sich Isabella Friedl, Regisseurin ihres Dokumentarfilms „Cloudy Memories“ die Frage. Ihre Großmutter, die sie selbst als erste große Liebe bezeichnet, ist an Demenz erkrankt. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester leben sie während des Lockdowns und Corona von 2021 bis 2022 zu viert am Hof im Innviertel zusammen. Dabei erkundet die junge Regisseurin Friedl die innerfamiliären Beziehungsgeflechte am Hof ihrer Familie im oberösterreichischen Innviertel. „Ich habe einen Film über meine Mutter gedreht, die sich seit vier Jahren um Oma kümmert, seit diese an Demenz erkrankt ist. Aber es ergab sich, dass ich auch einen Film über die Beziehung gemacht habe, die meine Mutter und ich unser ganzes Leben lang hatten, Traumata und Konflikte, die über Generationen weitergegeben wurden, um solche zu verstehen, reicht oft nur ein Blick zurück in die Vergangenheit“, erzählt Friedl.
Wie ist es, wenn ein geliebter Mensch an Demenz erkrankt? Nicht nur Fragen über die Krankheit an sich und die persönliche Beziehung der Innviertlerin zu ihrer Großmutter werden im Film aufgeworfen. Die Reise in ihre Familienvergangenheit führt Frield auch zur Rolle der Frauen am Land. „Warum sollen Frauen sich immer um alles kümmern?“, fragt sich Isabellas Mutter, die die Großmutter pflegt. Speziell auf dem Land sei es oft so, dass Frauen sich um kranke und alte Menschen und Kinder kümmern würden. Die Obsorge und Verantwortung wird in die Hände der Frauen gelegt. Das Schweigen darüber und den erstarkenden Feminismus möchte die 29-jährige im Film brechen.
Durch den Film lernte sie ihre Mutter und Großmutter neu kennen. In „Cloudy Memories“ möchte Friedl auf humorvolle Weise Menschen Einblicke in das Leben mit Demenz geben.
„Als Regisseur fühlte es sich seltsam an, meine eigenen Wurzeln und meine etwas verrückte und chaotische Familie auf dem österreichischen Land zu zeigen, aber ich hatte auch das Bedürfnis, dies zu tun. Ich wollte einen Film über die Ambivalenz im Leben wie auch in der Liebe machen.“
„Cloudy Memories“ feierte beim „Crossing Europe“ in Linz Österreich-Premiere. Am 08.05.2023 um 19:00 Uhr ist der Dokumentarfilm im Votiv Kino im Rahmen des Ethnocineca Dokumentarfilmfestivals zu sehen.
Über
Isabella Friedl, geb.1994, ist Filmregisseurin und Videoproduzentin. Sie zog mit 17 aus und lebte, studierte und arbeitete seitdem u. a. in Wien, der Schweiz, Neuseeland, Belize, wo sie mit den Maya arbeitete, und Italien. Jetzt lebt und arbeitet sie in Oberösterreich.

Mehr Infos über den Film findest du hier.
https://film.zeligfilm.it/de/zelig/film/cloudy-memories
https://www.ethnocineca.at/en/home/