ELSA – von Wien in die Welt

Die vierköpfige Band ELSA verbindet Jazz mit eigenen Noten. Ein Label kann man der Band nicht aufdrücken. KUSO traf die Sängerin Elsa Steixner im Rüdigerhof in Wien. Im KUSO-Interview spricht die Musikerin aus Wien über das aktuelle Album, Lieder in der Mundart und wie die Band über Grenzen hinaus zwischen Österreich, Deutschland und den Niederlanden Musik macht.

Wie würdest du die Musik von ELSA in drei Worten beschreiben?

Eigensinnig. Einladend. Und vielseitig.

Kannst du die Begriffe näher beschreiben?

Eigensinnig, weil ich das Gefühl habe, dass es schwierig ist, dieser Musik ein Label aufzudrücken. Einladend, weil ich versucht habe, es so zu halten, dass jeder die Möglichkeit hätte, sein eigenes Leben in der Musik zu sehen oder seine eigenen Gefühle. Die Art und Weise, wie wir die Musik als Band vortragen, ist professionell, aber gleichzeitig auch sehr nahbar. Das ist mir wichtig. Vielseitig, weil die Musik vielseitig ist. Ich glaube, wenn man zu einem Konzert kommt, dann ist einem das klar, aber ich glaube, dass sich das trotzdem ausgeht mit einem roten Faden, der das verbindet und diese Vielseitigkeit eben wieder eher einladend ist als überfordernd.

Wie habt ihr euch kennengelernt? Wer spielt noch in deiner Band?

Der Pianist, Julian Bazzanella, und ich haben zusammen angefangen zu studieren. Der Bassist, Jakob Lang, ist ein vor ein alter Freund von mir aus Wien. Daniel Louis, unseren Schlagzeuger, haben wir auch in Holland in unserem Studium kennengelernt. Wir hatten von Anfang an so eine Art Fernbeziehung als Band, weil eine Person in Wien gelebt hat, drei in Holland. Jetzt wohnen drei in Wien und einer in Holland.

Und das funktioniert?

Das funktioniert, ja, Planung und Hingabe. Es ist natürlich stressig, wenn man sich nicht jede Woche zum Proben treffen kann. Aber wir treffen uns intensiv für ein paar Wochen im Jahr und proben dann. Der Vorteil ist auch, dass wir sowohl in Holland als auch in Österreich und in Deutschland leben. Zwei der Bandmitglieder kommen aus Deutschland. Unsere Fanbase haben einfach Konzerte in verschiedenen Ländern spielen können, nicht nur in Wien oder Österreich gebunden sind. Das ist sehr angenehm.

Du bist in Wien geboren. Was bedeutet Wien für dich?

Ja, ich bin in Wien geboren und aufgewachsen und bin noch immer sehr gern da. Ich war sechs Jahre lang in verschiedenen anderen Ländern. Ich habe ein halbes Jahr in Israel gelebt und in Deutschland und dann vier Jahre in den Niederlanden. Ich bin aber nicht weggegangen aus Wien, weil ich aus Wien wegwollte, sondern weil mich einfach andere Dinge angezogen haben. Ich hab mir eigentlich immer gedacht, Wien ist super, ich bleib da, aber es ist dann alles anders gekommen. Es gibt viele Leute, die sagen, sie müssen da mal raus aus dem Dorf. Aber das war für mich gar nicht der Grund. Einerseits habe ich hier sehr viel Comfort, einfach wegen meiner Familie und meinen Freunden und meinem ganzen Umfeld. Und gleichzeitig fühle ich mich sehr frei. Das ist eine seltene Kombination. Außerdem finde ich es geil, dass man in einer Großstadt ist und trotzdem innerhalb von kürzester Zeit in der Natur, was mir einfach wichtig ist.

Wie bist du zur Musik und zum Gesang gekommen?

Ich habe immer schon gesungen, das hat mir einfach immer schon Spaß gemacht, als Kind auch. Ich war auch im Schulchor, aber das war jetzt keine musikalische Früherziehung. Ich habe dann gemerkt, es berührt die Leute. Es ist einfach schön. Es macht Spaß, auf der Bühne zu stehen. Ich liebe das, ich finde es super. Es findet eine Art von Austausch statt, auch wenn nur die eine Seite spricht, die andere spricht nonverbal, und das spürt man.

„Haiku in Wien“ heißt einer eurer Songs auf dem aktuellen Album „A Day on Solid Ground“. Wie kam es zu dem Text und Titel, kann man das Lied als eine Ode an Wien bezeichnen?

Ich habe in Holland studiert. In einer Kleinstadt. Für mich war das eine Überwindung, dahinzuziehen. Ich habe in meinem ersten Jahr gemerkt, dass mir Wien einfach sehr abgeht und meine ganzen Freunde. Ich hab nie in der Mundart oder im Dialekt geschrieben. Ich spreche auch Hochdeutsch. Es gibt ein Gedicht, ein Haiku, von Ernst Jandl, das heißt „Haiku in Wien“. Das ist ein Haiku-Dreizeiler, „Je müder ich bin, desto lieber bin ich in Wien“. Ich hab das so gefühlt damals in Holland und dann habe ich diese Zeile vertont. Daraus ist dann das restliche Lied entstanden. Ich versuche das immer dazu zu sagen, vor allem in Wien, wo die Leute ihn auch kennen, dass das eine Referenz ist, also dass ich mich ziemlich angesprochen gefühlt habe. Es ist ein tolles Gedicht, finde ich, und dann rundherum hatte ich eben meine eigene Story. Aber es ist eines der wenigen Lieder auf Deutsch.

„Was kümmern mi die Sternlein“ ist in der Mundart. Singst du gerne in der Mundart und wieso?

Am Album „A day on solid ground“ ist ein Kärntner Volkslied drauf, das ich aus meiner Kindheit kenne. Das ist ein Zufall, dass auf diesem Album zwei Dialektlieder oben sind. Das zweite ist ein Cover, also das ist ein altes Kärntner Lied. Österreichische Volksmusik finde ich schwierig. Das Wienerlied finde ich cool, da traue ich mich aber nicht dran, weil das so was Heiliges ist. Aber diese Kärntner Volkslieder kenne ich aus meiner Kindheit, weil meine Mutter einen Kärntenbezug hat. Die Lieder haben etwas Schönes. Das kommt auch aus Slowenien, diese Melancholie. Ich finde, man schiebt die Volksmusik viel zu schnell in eine Schublade. Wenn man sich dann so eine Blaskapelle vorstellt, steckt da sehr viel drin. Ich finde es schön, wenn man die Sachen nicht sofort in Schubladen steckt, sondern sieht, was drin ist. In dem Fall auch die Geschichte Sloweniens und Kärntens. Das ist ein noch immerwährendes Thema, das hört man. Es ist nicht allein ein österreichisches Kulturgut, sondern eine Mischung aus Kulturen. Das ist für mich sehr berührend. Und eigentlich auch ein bisschen aus Zufall auf dem Album drauf.

Was inspiriert dich, welche Musikerinnen, welche Art von Musik?

Inspiration ist immer so ein schwieriges Wort, finde ich. Auf jeden Fall Nina Simone. Sonst bin ich sehr geprägt von der Musik der 70er Jahre, also so Rock, Pop. Es gibt einen Künstler, Abdullah Ibrahim, er hieß früher Dollar Brand. Er macht extreme, total geile Musik. Er ist zum Islam konvertiert und macht seitdem sehr viel ruhigere Musik, aber auch immer wunderschön. Das war Mitte, Ende der 60er. Er kommt aus Südafrika und wohnt mittlerweile in Bayern und gibt dort jedes Jahr zu seinem Geburtstag, im Oktober, Konzerte in einem Gasthaus. Ich habe mir auch schon Karten gecheckt und fahre dahin. Dieser Musik liegt auch Schmerz zugrunde. In der Melancholie und in dieser tiefen Traurigkeit steckt so viel Hoffnung, das finde ich etwas total Schönes.

Was sind eure Pläne für das Jahr?

So viel wie möglich spielen. Live spielen ist immer das, was am meisten Energie und Spaß macht. Aber vor allem das Album abschließen, das wir gerade aufnehmen. Es soll Ende des Jahres oder Anfang des nächsten Jahres rauskommen. Das ist gerade das Hauptziel. Ich manage die Band und ich buche die Band, mache die Konzerte aus. Es ist gut, sowas zu können und zu lernen, dass man weiß, was ist eine faire Bezahlung und wie stellt man sich den Leuten gegenüber vor. Aber ich hätte mittlerweile schon gerne jemanden, der das für mich übernimmt das Management und Booking. Es ist ultrastressig und einfach sehr viel Arbeit. Ich bin wie gesagt froh, dass ich das mache oder eine Zeit lang hoffentlich gemacht habe. Oft kann das auch verbunden sein, aber eigentlich sind das drei verschiedene Sachen.

KUSO steht für Kunst und Soziales. Das Wort kuso kommt auch aus dem Japanischen und heißt so viel scheiße oder damn? Was findest du #echtkuso?

Polarisierung finde ich echt scheiße. Eigentlich ist es die zwischenmenschliche Beziehung oder das große Ganze gesehen, dass man immer versucht, im Stande zu sein, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und seinen eigenen Standpunkt zu verlassen. Auch Politiker*innen. Das finde ich echt kuso, weil dann kommen wir uns überhaupt nicht mehr näher, sondern jeder geht in seine Ecke. Von dort schreien wir dann in die andere Ecke rüber und das funktioniert nicht auf Dauer, egal von welcher Warte aus man geht. Es sagt sich so leicht, aber es ist wirklich etwas, was man jeden Tag trainieren muss. Egal ob ich mich jetzt mit jemandem im privaten Umfeld streite oder ob ich in eine politische Diskussion gehe.

Über

Elsa Steixner, geboren und aufgewachsen in Wien, ist Sängerin und Musikerin. Gemeinsam mit ihren Bandkollegen Jakob, Julian und Daniel spielt sie in der Band ELSA.

Weitere Infos über die Band und Tourdaten findest du hier:

https://www.elsasteixner.com/

Foto Credits Titelbild: Edwin van der Sande

Das Interview führten Marie Kuso und Gerhard Fibi

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