Daria Chrobok ist wissenschaftliche Illustratorin und Künstlerin. Im KUSO-Interview erzählt sie, wieso Wissenschaft Kunst braucht, was sie an Insekten so fasziniert und was sie über KI-Kunst denkt.
Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich bin Daria. Ich bin in Köln, in Deutschland aufgewachsen. Ich habe Biologie studiert. Für meine Doktorarbeit bin ich dann nach Schweden gegangen und habe in Pflanzenphysiologie promoviert. Während der Doktorarbeitszeit habe ich realisiert, das ist nix für mich. Dann habe ich gemerkt, dass die Wissenschaft Kunst braucht und angefangen, meine wissenschaftlichen Arbeiten und Projekte zu illustrieren.
Ich hatte einige Wissenschaftskommunikationsprojekte und Comics mit einer Kollegin von mir. Der Gedanke war, wenn ich in der Wissenschaft bleiben will, dann mach ich auch meine Firma auf und werde wissenschaftliche Illustratorin. Das habe ich dann so gemacht.
War das am Anfang schwer für dich in der Selbstständigkeit? Oder wie ging dieser Sprung?
Da ich in meiner Doktorarbeit zusätzliche Projekte und wissenschaftliche Comics gemacht habe, wurde ich angesprochen, mich zu bewerben für einen Preis von einem wissenschaftlichen Magazin. Die Preise habe ich gewonnen und für die habe ich Comics illustriert. Als ich mich dazu entschlossen habe, dass ich meine Firma aufbauen will, habe ich angefragt, ob die Hilfe brauchen. Die haben mir dann eine Teilzeitstelle angeboten. Und dann hab ich das erste Jahr, wo ich meine Firma aufgemacht hab, gleichzeitig Teilzeit gearbeitet.
Was denkst du, braucht man, vielleicht auch speziell als Frau, für Eigenschaften, um selbstständig zu sein?
Neugierde. Lernen wollen. Risiken eingehen. Sehr reflektiert zu sein. Und halt auch, selbst wenn man vor etwas Angst hat oder sich etwas nicht traut, es trotzdem machen. Sich Hilfe suchen. Also zugeben, wenn man Hilfe braucht. Ich glaube, viele Frauen haben damit ein Problem, nach Hilfe zu fragen. Das ist aber unausweichlich, wenn du anfängst, ein Business aufzumachen. Es ist gut, wenn man das so schnell wie möglich lernt. Aber halt auch mit konstruktiver Kritik. Und auch kritikfähig sein. Sehr flexibel muss man, glaube ich, sein. Das sind die Sachen.
Du hattest eine Ausstellung im August in der Smultronstället in Umeå. Wie kam es dazu? Kannst du ein bisschen was darüber erzählen?
Ich habe schon immer Kunst gemocht. Und Wissenschaft. Schon in der Schule. Nach dem Abitur habe ich mich gefragt, was ich jetzt mache. Ich hatte immer dieses Bild vom leidenden und hungernden Künstler. Die Künstler, die können sowieso kein Geld von ihrer Kunst machen.
Ich habe nie für mich gemalt, weil ich mir dachte, wozu denn? Was soll ich denn für mich malen? Das war ganz, ganz lange so. Und bis dann vor zwei Jahren oder zweieinhalb Jahren, da hatte ich eine Meditationsklasse und dann bin ich rausgekommen und dachte, ich muss malen.
Ich muss jetzt malen. Ich weiß nicht genau, wieso das kam. Weil für mich dann wissenschaftliche Illustratorin zu werden, war für mich wieder ein Grund, die Kunst zu haben und der Wissenschaft quasi zu helfen.
Das heißt, wer nicht etwas Wissenschaftliches illustriert, ein wissenschaftliches Konzept, hat diese Kunst das Recht, da zu sein, weil die Wissen vermittelt. Das war für mich so ein erster Schritt, Kunst wieder in mein Leben reinzuholen. Aber die bringt halt Wissen weiter. Das war so meine Ausrede dafür.
Als ich dann hunderte von diesen kleinen Mini-Kunstwerken hatte, dachte ich, jetzt mache ich damit eine Ausstellung.
Bei der Ausstellung hattest du auch viele Bilder von Insekten dabei. Was fasziniert dich an Insekten?
Ich finde Insekten einfach mega schön. Die sind so klein und so bunt, die haben diese vielen Beine. Für mich sind die einfach voll schön. Ich kann es nicht genau sagen, irgendwie faszinierend. Sie sind halt so wichtig für unser ganzes Ökosystem. Oft haben Leute Angst vor Insekten oder finden die ekelhaft. Ich finde sie einfach voll süß und putzig und schön. Aber ich habe auch so ein Faible für kleine Dinge. Und Insekten sind klein. Ich mag Mini-Kunstwerke. Ich bin auch in einer Art und Weise Minimalistin. Kleine, pingelige, kleine Sachen find ich süß.
Hast du dir das Malen selbst angeeignet? Oder die hattest du in der Schule schon? Oder wie ging das?
Einerseits glaube ich, habe ich das Talent von meinem Vater geerbt. Andererseits angelernt. Ich bin der festen Überzeugung, dass man malen und zeichnen lernen kann. Wenn man will und wenn man wirklich möchte, kann man das lernen. Zeichnen, malen, illustrieren.
Was bedeutet Kunst für dich? Was ist für dich Kunst?
Das ist eine gute Frage. Ich bespreche das regelmäßig mit ein paar Freunden von mir. Alles kann Kunst sein. Wenn du eine Chipspackung hast, ist da ja auch Grafisches Design drauf. Aber generell ist Kunst etwas, was mich ästhetisch anspricht und irgendeine Emotion in mir auslöst. Oder mich irgendwie irgendwo anders hin verfrachten kann. Sodass ich mich darin irgendwie verlieren kann. Das ist oft etwas, was ich mag an Kunst.
Oder es einfach anzusehen und damit zu interagieren und einfach Schönheit oft ist damit verbunden. Ich glaube generell ist das etwas, was Kunst ausmacht. Kunst ist mega subjektiv. Und selbst wenn es jetzt eine scheiß Chipstüte ist. Vielleicht sollte das dann auch als Kunst anerkannt werden. Ich weiß es nicht.
Was denkst du über künstliche Intelligenz und Kunst?
Ich bin da kritisch, würde ich mal sagen, nett ausgedrückt. Wenn es um Bildende Kunst geht und Malereien… kannste knicken. Weil es kein Mensch gemacht hat. Menschen fühlen sich verbunden zu anderen Menschen. Menschen, die Kunst kaufen wollen, die kaufen wegen dem Künstler, wegen dem, was er ist oder sie ist, was die repräsentieren.
Diese ganze künstliche Intelligenz, Kunst, ist halt einfach nur „freaking fake copies of people“. Wenn es um Tools geht, denke ich, die können einem helfen.
Ich glaube aber, dass wir viel mehr das Menschliche schätzen werden. Weil jetzt alles so überflutet ist mit den ganzen Kunstwerken von AI. Die Leute verbinden damit nichts. So eine künstliche Intelligenz kann dir halt keine Story erzählen. Ich glaube, das ist nicht das, was wir brauchen als Menschen. Viele sind schon einsam. brauchen menschliche Verbindungen.
Wir wollen nicht einfach austauschbar sein. Wir wollen nicht irgendwelche Sachen haben, die alle haben. Wenn es um Ästhetik und Schönheit geht, dann ist Individualität gewollt.
Aber zum Beispiel, wenn du die Leute im Kunstbusiness ansiehst, die dann irgendwelche Bilder für Millionen an Dollars verkaufen, bloß weil es irgendein bestimmter Name ist. Aber künstlerisch ist es gar nicht so toll, das ist natürlich die andere Seite davon.
Was findest du #echtkuso?
Einiges, was in der Gesellschaft passiert. Ich habe sehr kontroverse Meinungen. Ich glaube, alles gleichsehen, ist meiner Meinung nach kompletter Schwachsinn. Man braucht Gegenteile und wir sind nicht alle gleich. Man kann Gleichheit nicht erzwingen.
Über
Daria Chrobok, 37, ist wissenschaftliche Illustratorin und Künstlerin. Sie lebt und arbeitet derzeit in Umeå, Schweden.
