Patrick Martin ist Poliartist. Er kam als Friseurlehrling von Oberösterreich nach Wien, um dort später Schauspiel zu studieren. Er malt, singt, komponiert, liest, spricht und schreibt mit Leidenschaft und mit einem in die Wiege gelegten Talent.
Der gebürtige Oberösterreicher meint, er habe (vielleicht oft im Gegensatz zu vielen anderen Künstler*innen) eine total schöne Kindheit gehabt. Er liebe seine Eltern und schätze die super Beziehung zu ihnen.
Als Kind habe er seine Freizeit nur draußen verbracht. Das habe ihm und anderen Kindern viel Kreativität abverlangt. Er habe gemalt und geschrieben. Teilweise so ausführliche und schöne Geschichten, dass seine Lehrerin zu Tränen gerührt war. Auch heute schreibt er noch, interaktive Kinderbücher, wie Bitzi und das Weihnachtswunder. Aktuell ist Angelo der magische Kater in Fertigstellung.


Als Sprecher hatte er auch schon immer großes Talent. Das bemerkten auch diverse Agenturen, die mit ihm gearbeitet hatten, die Textpassagen teilweise nur einmal aufnehmen und im Anschluss nicht schneiden mussten.
Werdegang
Nach seiner Lehre zum Friseur sei Patrick über ein Volontariat bei Wella in einem Innenstadtsalon in Wien gelandet. Weil er in der Schule schlecht abschnitt und er oft bei seinem Vater im Friseursalon war, lag es für ihn erst einmal nahe diesen Beruf zu erlernen. Total unvorbereitet habe er die Stelle in Wien kurzerhand bekommen. Am Land war es ihm ohnehin zu langweilig geworden mit dem Alter und dort konnte er seine Homosexualität nicht unbedingt so zeigen wie in der Stadt.
“Mittlerweile ist es schon fast schick, wenn du einen schwulen Freund hast.”
Irgendwann war ihm aber auch das zu wenig, er suchte das Abenteuer und buchte sich ein One-Way-Ticket nach Ibiza, wo er eine Saison alle möglichen Jobs ausübte. Vom Barkeeper über Animation und Haare schneiden bis hin zu Flyer verteilen.
Zurück in Wien, merkte Patrick, dass ihm die Kunst fehlte und er bewarb sich kurzerhand an verschiedenen Schauspielschulen. Aufgenommen wurde er am Franz Schubert Konservatorium. Das Studium schloss er mit Auszeichnung ab. Arbeitete danach auch als Schauspiellehrer und veröffentlichte sein erstes Buch für Schauspiel-Stundent*innen mit dem Fokus auf Sprechen und Atmen, mit Material, das er davor auch schon für den Unterricht eingesetzt hatte.
Noten könne er keine lesen, aber er wisse genau, was er will. Er möchte ein Intro, ein Gitarrensolo und wenn er die Töne nicht genau trifft, hilft er mit der Technik nach. “Du hast es im Blut, im Feeling. Ich bin auditiver HSP. Ich höre alles doppelt so laut wie du und kann Gehörtes nicht ausblenden. Ich bin das Gegenteil von einem der „derrisch“ ist.”, erzählt er mir. Er höre jeden falschen Ton, sagt er auch.
Analog oder Digital?
Aber Patrick sieht auch die Schattenseiten der Technik. “Das Problem an der digitalen Welt ist, wie die Kinder heute mit dem Handy spielen die ganze Zeit. Einerseits verlieren sie die ganze Zwischenmenschlichkeit, da kann dir keiner in die Augen schauen und normale Diskussionen führen. Weil die sitzen am selben Tisch und reden bzw. kommunizieren über das Handy, schauen sich nicht mehr an, die haben auch alle komische Haltungen. Also das finde ich ein bisschen tragisch und traurig.”
Wenn er bereits außer Haus ist und merkt, dass er sein Handy vergessen hat, dann kehrt er nicht wieder um, um es zu holen. Anders als bei seinem Mittagessen, wenn er das vergisst, dreht er gewiss wieder um.
Für Patrick ist die KI ein lustiges Spielzeug. Problematisch wird es für ihn dann, wenn sich durch die vielen Fragen an die KI immer neuere Türen öffnen, die zu neuen Inhalten führen, über die er dann doch schonmal den Überblick verlieren kann. Was er hasst, weil er Unfertiges hasst. Denn ist erst einmal eine neue Tür offen, will er diese auch betreten. Bei seinen 130 Chats, die er mit der KI aktuell pflegt, ganz schön viele Türen.
Insgesamt denkt er schon, dass das Aufwachsen in einer eher analogen Welt für ihn und andere Kinder der kreative Nährboden für die Zukunft war. Er habe auch schon Youtube-Video-Anleitungen für die Städter hochgeladen, um ihnen zu erklären was man beim Bärlauch pflücken beachten muss, weil er einfach nicht verstand, dass sie ihren Bärlauch im Geschäft kaufen aus Angst vor einer Vergiftung.
Was ihn nervt ist, dass jeder immer so hysterisch ist, dass immer alles so gehyped wird. Deshalb schaue er auch kein Fernsehen und höre kein Radio.
Positive Grundeinstellung
Patrick gehöre eher zu den Leuten, die die Dinge verstehen wollen und er schließt sich auch dem Personenkreis an, der in Lösungen denkt, nicht in Problemen. Er habe eine 100% positive Grundeinstellung. Dass ihm auch schon schlimme Sachen zugestoßen sind, lässt er außer Zweifel, aber er halte nicht an Problemen fest. Dinge, die er nicht ändern kann, mit denen beschäftige er sich erst gar nicht. Er hält das für reine Energieverschwendung, bei der wenigen Zeit, die wir auf dieser Welt haben.
KUSO findet er, dass seine Lärmschutzfenster den Lärm nicht so gut abschotten, wie sie sollten, weshalb er regelmäßig bei der Arbeit gestört wird, wenn er zum Beispiel gerade einen Song einsingen will und diesen immer und immer wieder neu aufnehmen muss. Was er auch KUSO findet, ist, dass er mit Homophobie konfrontiert wird. Das ging sogar einmal so weit, dass ihm jemand an die Haustür “Schwule raus” gesprayed hat. Dass es heutzutage noch ein Thema ist sich zu “outen” wenn man homosexuell ist, findet er überzogen. “Ich meine, eine heterosexuelle Person stellt sich auch nicht vor alle hin und sagt: Ich bin heterosexuell.”

Homosexualität spielt in seiner Kunst auch eine Rolle. Er malt gerne homoerotische Bilder, die zum Teil aber auch eine politische Message transportieren. Derzeit arbeitet er an dem Projekt GAYart, da bei seinen letzten beiden Ausstellungen nur Frauen zu sehen waren.
Kontakte, die er knüpfte, benutzte er nie dafür, um an bessere Rollen zu kommen, das schien ihm nicht professionell genug. Er spielte an diversen Theaterhäusern im öffentlichen Raum in Wien und dem Sommertheater in Melk.
Über
Patrick Martin ist ein vielseitiger Künstler, deshalb nennt er sich auch Poliartist, da dieser Begriff für ihn all das vereint. Er lässt sich nicht gerne in Schubladen stecken. Er mag es lieber bunt und mit allen Facetten des Regenbogens. Er ist ein Künstler, der zwischen ländlicher Verwurzelung und urbaner Kreativität seinen eigenen Weg geht. Seine Leidenschaft gilt der Kunst, sein Ärger richtet sich gegen Leute die eben in diesen Schubladen denken und gegen das „sich einschränken müssen“.





